Geschrieben von
Laura Preissert
17.01.2020
Der Tag der Toten - der Dia de Muertos - ist kein einzelner Feiertag. Dahinter verbergen sich Feierlichkeiten, die sich vom 31. Oktober bis zum 2. November hinziehen können. Wie lange sie gehen und wann sie starten, hängt von der Region in Mexiko ab. Stets gehören die Feierlichkeiten jedoch zu den wichtigsten Festen im Jahr, denn dann wird an die Verstorbenen gedacht. Der Volksglaube sagt, dass an diesen Tagen die Toten nach Hause zu ihren Lieben kommen. Ein Grund zur Freude!
Das Totenfest der Mexikaner ist nicht traurig. Stattdessen wird es mit viel Musik, Tequila und gutem Essen begangen. Umzüge finden statt, bei denen die Teilnehmer Kostüme tragen, die Skeletten nachempfunden sind. Angehörige pilgern zu den Gräbern ihrer Verstorbenen und schmücken sie mit Blumen. Dazu gibt es alkoholhaltige Getränke und klassisches mexikanisches Essen.
Erst seit rund 100 Jahren ist La Catrina zum Symbol des Totenfestes geworden, die für manche gar die mexikanische Totengöttin ist. Hierbei handelt es sich um ein Bild von einer Frau als Skelett, die vornehme Kleidung und einen großen Hut trägt. Die calavera catrina ist inzwischen so berühmt geworden, dass sie ein begehrtes Tattoo-Motiv ist. Doch was hat sie mit dem Totenfest zu tun? Sie repräsentiert die wohlhabende Schicht auf abwertende Weise. Mit ihrem Bildnis werden die Menschen daran erinnert, dass selbst Reichtum nicht vor dem Tod schützt.
Bereits im Oktober ist in vielen Bäckereien in Mexiko das Pan de Muerto erhältlich, welches ein wenig an einen Berliner oder Krapfen ohne Füllung erinnert. Es wird von Groß und Klein gern genascht. Eigentlich handelt es sich hierbei jedoch um eine Opfergabe, die zum Totenfest den toten Seelen dargeboten wird. Die Zutaten fürs »Totenbrot« unterscheiden sich in wenig von Region zu Region.
Viele Familien bauen zum Totenfest große Altare bei sich daheim auf. Sie schmücken sie mit orangefarbenen Studentenblumen, welche den Verstorbenen den Weg zum Altar leiten sollen. Fotos der geliebten Toten, ihr Lieblingsessen, Tequila und das Pan de Muerto werden zu dem Altar gelegt.
Obgleich das Totenfest überall in Mexiko begangen wird, gibt es Orte, an denen es besonders feierlich zugeht. Wenn du diese Feierlichkeiten in ihrer ganzen Pracht erleben möchtest, bietet sich ein Besuch der Stadt Oaxaca Ende Oktober an. Es gibt zahlreiche Wettbewerbe, wer das schönste Kostüm der La Catrina trägt und wer den prachtvollsten Altar errichtet hat.
Der Tag der Toten geht auf die Azteken zurück, die ihren Toten stets einen Platz im Leben gewährten. Als im 16. Jahrhundert die spanischen Eroberer in Kontakt mit dieser Art von Umgang mit den Toten in Kontakt kamen, empfanden sie dies als seltsam. Die christlichen Missionare konnten diese Kultur den Mexikanern nicht austreiben. Einen Einfluss hatten die Christen trotzdem. Sie bewirkten, dass das Totenfest zu Allerheiligen stattfindet.
In der Nacht vom 31. Oktober auf den ersten November wird in vielen Regionen Mexikos auf die Ankunft der verstorbenen Kinder gewartet. In der nächsten Nacht werden die verstorbenen Erwachsenen im Haus empfangen. Danach geht es auf den Friedhof, um sich wieder von der Verstorbenen zu verabschieden, bis im nächsten Jahr erneut die Altäre aufgebaut werden.
Der Tag der Toten ist für die westliche Kultur so spannend und spektakulär, dass er immer wieder Eingang in Filmen findet. So war er Thema des amerikanischen Animationsfilms »Manolo und das Buch des Lebens«, der 2014 in den Kinos herauskam. 2015 erschienen er im Film »James Bond 007: Spectre«. Im Computerspiel »Shadow of the Tomb Raider« aus dem Jahr 2018 beginnt das Abenteuer von Lara Croft am Totentag, was durch Feierlichkeiten auf der mexikanischen Insel Cozumel Ausdruck findet.
Selbstverständlich trauern die Mexikaner, wenn ein geliebter Mensch verstirbt, aber dennoch existiert ein ganz besonderes Bild vom Tod. Er wird auch als Anfang eines neuen Lebens bezeichnet und stellt somit eher eine Übergangsphase in eine andere Daseinsform dar.